Fehim Taştekin...
Thomas Barrack, der Sondergesandte von US-Präsident Donald Trump, hisste die amerikanische Flagge auf der Residenz der Botschaft in Damaskus. Diese Flagge ist zugleich die Flagge des Piraten auf dem Schiff, das in 14 Jahren erobert wurde. Als Trump in Riad die Aufhebung der Sanktionen verkündete und sich mit Abu Mohammed al-Dscholani traf, gab er auch den Kurs des Schiffs bekannt...
Gleichzeitig wurden vor dem Volkspalast an den Hängen des Berges Qasyun die Flaggen der USA, der Türkei, Katars und Syriens nebeneinander aufgehängt. Im Schatten dieser Flaggen wurde ein Energieabkommen im Wert von sieben Milliarden Dollar unterzeichnet. Gemeinsam zerstörten sie, nun werden sie am Wiederaufbau verdienen. Im Zerstörungsteam, das 2011 mit einem Stellvertreterkrieg in Syrien intervenierte, war die USA Auftraggeber, die Türkei und Katar die Hauptaufragnehmer. Am Ende des Tages ehrten dieselben Flaggen im Palast, in dem Assad gestürzt worden war, den aus dem IS rekrutierten Dscholani!
Zeitgleich trat der saudische Außenminister Faisal bin Farhan in die Gebetsnische und leitete das Gebet für die syrische und saudische Delegation – und zeigte so, wer der Vorbeter ist. Die vom saudischen Riad angeführte Golf-Allianz priorisiert, dass Syrien wieder in das arabische Herz zurückkehrt. Wenn das neue Syrien gemäß den Prioritäten der USA geformt wird – warum sollte Trump diesen Schritt nicht zulassen? Am Ende fällt Syrien dem von den USA angeführten Block in die Arme. Ein Investitionsversprechen von einer Billion Dollar macht einen Mann leicht gefügig! Auch die Gunst gegenüber Dscholani ist sicherlich eine kleine Gegenleistung dafür...
Die Harmonie der Unvereinbaren...
Der gezeichnete Kurs beschränkt sich nicht nur auf die umfassende Einbindung Syriens in die Landkarte des globalen Kapitalismus. Es geht auch darum, Syriens neue Position in der Nahostordnung und die innenpolitische Struktur zu gestalten. Trotz ihrer Unstimmigkeiten übernehmen Saudi-Arabien, Katar und die Türkei unter amerikanischer Schirmherrschaft eine Arbeitsteilung in Syrien...
Gegenüber der dschihadistischen HTS, die auf der Liste terroristischer Organisationen steht und ein Problem internationaler Legitimität hat, war die kurdisch dominierte SDG in einer stärkeren Position. Doch während der Schwerpunkt des Spiels nach Damaskus verlagert wird, verliert die SDG ihren Platz in der US-Gleichung. Die bestimmende Rolle der Saudis im neuen Syrien sollte nicht unterschätzt werden. Dass Trump Riad ins Zentrum seiner Nahostpolitik rückt, mit Erdoğan zusammenarbeiten will und in Damaskus eine ihm dankbare Regierung sieht, verschiebt die US-Fokusbereiche...
Scharia-Anhänger verstehen den Trumpismus...
Aus US-Sicht ist es wichtig, eine Position einzunehmen, die Syriens politische und wirtschaftliche Partnerschaften sowie strategische Prioritäten bestimmt. Und das ist geschehen....
Dscholani zeigte, dass er den USA und Israel eine sehr wertvolle Partnerschaft bieten kann...
Er bewegt sich mit Angeboten, gemeinsam gegen die vom Iran geführte Widerstandsachse als gemeinsamen Feind vorzugehen. Das mag übertrieben formuliert sein, aber in einem Interview mit dem Jewish Journal sprach Dscholani sehr offen: „… Die Wahrheit ist, dass wir gemeinsame Feinde haben, und wir können eine wichtige Rolle für die regionale Sicherheit spielen.“
Dscholani bezeichnete Trump als „Mann des Friedens“ und sagte: „Wir beide wurden vom selben Feind getroffen.“ Er sagte auch, dass Stabilität in Syrien Sicherheit auch für die USA und ihre Verbündeten bringen werde, und betonte, dass man in allen Bereichen – von Verwaltung bis zum Aufbau von Institutionen – eine Partnerschaft mit den USA wolle. Solch einen Blankoscheck können nur diejenigen schreiben, die vollkommen abhängig sind...
Obwohl die SDG dank der Unterstützung der USA so weit gekommen ist, hat sie eine so großzügige Partnerschaft nicht angeboten...
Dscholanis Team zeigte Trump hingegen sogar das Grundstück, auf dem er einen Trump Tower bauen kann – Scharia-Anhänger verstehen den Trumpismus schneller als alle anderen...
Kurdischer Status im Schatten des türkisch-amerikanischen Einklangs...
Natürlich kann die USA die SDG weiterhin als ausgleichenden Faktor im neuen Syrien sehen. Wenn der syrische Boden so instabil ist, liegt es nicht in ihrem Interesse, die SDG fallen zu lassen. Doch am Ende geht es unausweichlich darum, vor allem für die faktisch autonome Verwaltung den Status zu bestimmen, um die innere Neugestaltung zu vollenden. Wie sehr wird sich die USA zugunsten der Kurden einsetzen? Wie sehr wird Trump bereit sein, die Harmonie mit Erdoğan zu stören? Trumps zunehmendes Interesse an Damaskus ist für Ankara wie ein Hochzeitsfest. Ankara rechnet damit, dass dieses Interesse die Unterstützung für die SDG schwächen wird...
Andererseits zwingt Trumps Bewegung Richtung Damaskus auch Ankara dazu, ihre Haltung gegenüber den Kurden zu mildern. Man versucht, sich gegenseitig im vielschichtigen syrischen Machtgefüge im Auge zu behalten und voranzukommen...
Und wieder gibt es eine Unklarheit: Erdoğan will die Integrationsartikel des Abkommens vom 10. März umsetzen, ohne den Kurden den gewünschten Status zu gewähren. Drängt die USA auf ein anderes Ergebnis? Was sich abzeichnet: Die Gespräche in Imralı, der Auflösungsbeschluss der PKK, der Waffenstillstand entlang des Euphrats und das Abkommen vom 10. März erleichterten Trumps Entscheidung, in Syrien mit Erdoğan zusammenzuarbeiten...
Die Haltung der Kurden ist klar: Sie bestehen auf eine Integration, die der faktischen autonomen Verwaltung mit einem dezentralen Ansatz einen Status verleiht. Dscholani hingegen verabscheut sowohl die Idee von Föderation als auch von Autonomie – und hört in Damaskus auf Erdoğan, der an Einfluss gewinnt...
Trump hat in der neuen Ära den SDG-Kommandanten, den er „General Mazlum“ nannte, nicht erwähnt. Trotzdem sprach Mazlum Abdi in einem Interview optimistisch: „Wir haben seit zweieinhalb Monaten einen Waffenstillstand mit der Türkei…. Wir haben direkte Beziehungen und Kanäle zur Türkei, außerdem gibt es Vermittler. Wir hoffen, dass sich diese Beziehungen entwickeln.“ Er sagte weiter: „Die Türkei will einige Sicherheitsfragen gelöst sehen, daran arbeiten wir. Außerdem legt die Türkei Wert darauf, dass sich die SDG in die syrische Armee integriert.“
Die neue amerikanische Politik hört auf Riad und berücksichtigt auch die Türkei. Diese Harmonie mildert auch die Haltung der Türkei gegenüber der SDG. Doch ein leerer Zettel im Namen der Kurden könnte das neue Syrien-Projekt zum Scheitern bringen. Dasselbe gilt auch für die Drusen. Insofern müssen sie einen Ausweg finden. Ankara ist vom Punkt der militärischen Zerschlagung zum Integrationsmodell übergegangen. Wird es sich auch für eine flexible Autonomie öffnen, um den Knoten zu lösen?
NOT : Bu yazı Yeni Hayat Gazetesi'nden alınmıştır…